Donnerstag, 15. Oktober 2009

Gedichte von Wass Albert



Die Zeiten entrinnen

Die Zeiten entrinnen, wie schätzende Flut,
entrinnen vor unserem Leben.
Der Kahn ist lahm. Doch die Rudern sich heben,
wir rundern in flutender Glut.
Wir ruden, wir stöhnen, auf glühenden Strömen
rudern den Zeiten entgegen,
Die Wellen entgegen, und sieder entgegen,
die Wellen, die Zeiten, die schönen.
Der Kahn ist das Leben. So lahm is das Leben.
Man rudert und rudert... wohin denn?
Dei Zeiten entrinnen und weinenden Linden
stehen am Ufer sehen.
Wie man alt wird und müde. Müde und alt.
Wie die Sonne versinkt und die Gluten
verwelken,
und belieben nur kleine feuchte Gesteine
vom Fluten der Zeiten, traurig und kalt.


Und langsam, langsam...

Und langsam, langsam ordnen sich die Ríthmen.
Leise pocht des Lebnes Herzenschlag.
Ein dünner Nebel hüllt den Todesschrecken
und den Menschen, wie er sich verbarg.
Eine leigte Hanf rührt an den Wolken, oben.
Erblicken lässt sich achon das Himmekblau.
Neue Zeit ist da, man sieht genau:
alle Gräser haben sich erhoben.
Aus dem Kahlschlag wachsen neue Sprossen.
Das Weige erneut sich immer wieder.
Unbesiegbar schafft das Jugend-Wollen
aus morschen Instrumenten neue Lieder.
Die Stadt liegt noch in Ohnmacht und in Trümmern,
Die Menchen fristen ih Leben wie die Ratten.
Doch Gott ist da: verborgn im rauhen Schatten
bauen schon dir Traiben ihren Nester.


Weihnachtsgebet, 1945

Du lieber, guter Heilend Du!
Ich bitte Dich, jetzt hör mir zu.
Der kleine Huba vor Dir steht,
mit reinem Herzen zu Dir flecht!
O, gib, dass nun auf disser Welt
der wahre Frieden sich einstellt.
Segnend halte Deine Hand
über unseren Vaterland.
Vor Dir knie ich nun nieder:
gib uns unsere Heimat wieder.
Lass uns dort nach allen Mühen
unsere Lieben wiedersehen.
Auch Deinen segen fleh ich herab
für die ganze Familie Raab.
Dieses bittet voller Andacht,
Huba von Dir zur Weihenacht!


Seufzer

Mein Gott, wi läuft die Zeit!
Heute sind wir noch, morgen schin nicht mehr.
Vergangenheit und Erinnerung: alles Bleibt
zurück.
Unsere Spuren verdeckt langsam
mit roten Laub der Herbstwind.
Und wer wir waren:
weiss bald schon nicht mehr,
we von uns spricht.



Grün debt das Birkenlaub

Grün bebt das Birkenlaub
Im bayrixchen Wakd eine Brise geht.
Nebel mit Pulvergeruch überdecken
die Zukunft und mein Vaterland.
Weiss ist hier der Birken Rinde.
Schmettereling sucht das Maiglöckchen auf.
Und dennoch: mit allen Blütenglocken
Düften, Farben, Glanz und Stimmen
zieht mich nur doch den Heimatwald.



Durch bayrische Wälder...

Durch bayrische Wälder Wandere ziehen.
Für den Kummer hat keiner mehr ein Wort.
Doch ihre Senfzer fliegen gen Himmel
und sammeln sich ald kleines weisses Volkentuch
und auf des guten Windes Flügeln flattert es der
Heimat zu.

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